Russland läutet das neue Jahrzehnt mit einem revolutionären Vorschlag für die Logistik Branche ein. Speditionen sollen Importe, Exporte und Transite in Russland künftig zentral über ein einheitliches Portal melden können. Diese sogenannte One-Window Strategie soll nach Plänen des russischen Wirtschaftsministeriums bereits 2020 eingeführt werden. Bis Februar will die Behörde den Vorschlag ausarbeiten und den zuständigen Institutionen zur Beratung vorlegen. Die Einrichtung einer solchen Zentralstelle für das Einreichen von Dokumenten für den Außenhandel wäre für das russische Logistik-Wesen revolutionär. Bisher laufen die Verfahren noch über eine Vielzahl verschiedener zuständiger Stellen.

Derzeit haben es Speditionen in Russland mit zahlreichen Dokumenten zu tun, die in verschiedenen Ausfertigungen bei verschiedenen Behörden vorgelegt werden müssen. Für die Verarbeitung dieser Datenmengen fehlt in Russland derzeit jede Art von Vereinheitlichung. Das führt dazu, dass Importeure und Exporteure in dem Land in manchen Fällen bis zu 70 unterschiedliche Formulare ausfüllen, die in verschiedenen Kombinationen bei verschiedenen Kontrolleinrichtungen vorgelegt werden müssen. Das hat einen enormen bürokratischen Aufwand aufseiten der Unternehmen zur Folge und verlängert Genehmigungsverfahren und Ausfuhrprozesse enorm.

 

Russische Zollvorschriften: Äußerst komplexe Bürokratie vereinfachen

Dazu kommt, dass sich die Anforderungen für den Außenhandel mit Russland stetig ändern. Hier haben vor allem kleinere Spediteure und Händler Schwierigkeiten, stets den Überblick zu behalten. Mit seinem One-Window Prinzip zielt das Ministerium somit auch vor allem auf diese Zielgruppe. Mit der Einrichtung einer einheitlichen Anlaufstelle sollen diese Unternehmen entlastet werden und der Handel mit Russland soll leichter werden. Hier würden auch alle Änderungen bei den Zollvorschriften und den Dokumentationspflichten an einer Stelle erfasst und für Unternehmen abrufbar gemacht. Diese müssen somit nicht weiter eine Vielzahl von Quellen laufend beobachten, um in der russischen Handels-Bürokratie den Überblick zu behalten.

Dokumente und Formulare sollen künftig nur noch einmal gesammelt eingereicht werden. Von dieser Plattform aus werden die Dokumente an alle zuständigen Behörden weitergeleitet, die sofort Zugriff auf die Unterlagen bekommen. Darüber, welche Behörden im Einzelnen unterrichtet werden müssen, brauchen sich Speditionen von da an keine Gedanken mehr zu machen. Der Abruf und die Übermittlung erfolgt vollautomatisch über die zentrale Anlaufstelle. An einer Stelle werden alle Anforderungen einheitlich und zentral koordiniert, sodass Transportunternehmen nicht mehr lange auf einzelne Entscheidungen warten müssen. Neben Zollsätzen und Steuersätzen wird über das einheitliche Berichtssystem auch geprüft, ob erforderliche Lizenzen und Zertifikate vorliegen. Alle Dokumente werden einheitlich gebündelt an dieser Stelle eingereicht und an die zuständigen Dienststellen übermittelt.

 

Einheitliche Anlaufstelle: So sparen Unternehmen Zeit und Geld

Transportunternehmen sollen nicht nur von kürzeren Wartezeiten, sondern auch von Kostensenkungen beim grenzüberschreitenden Transport profitieren. Bei den Kosten wird eine Effizienzsteigerung von bis zu 50 Prozent erwartet. Ob die neue zentrale Anlaufstelle von einem privaten Betreiber bereitgestellt wird, oder ob sie bei einer staatlichen Stelle angesiedelt sein wird, ist derweil noch offen. Die genaue Ausgestaltung wird auch von den Beratungen in den Institutionen abhängen. Das Wirtschaftsministerium rechnet dennoch damit, dass die Plattform bis November 2020 ans Netz gehen kann, sofern keine unerwarteten Probleme auftreten.