Die vergangenen Jahre haben gezeigt, wie abhängig Menschen auf der ganzen Welt von der lückenlosen und funktionierenden Logistik sind. Wo kleinste Blockaden verheerende wirtschaftliche und existenzielle Schäden verursachen können, soll es nun eine Lösung geben: Der Hafen in Hamburg will auf selbstfahrende LKW setzen.
Die zunehmende Digitalisierung in allen Lebensbereichen hat auch vor der Gütertransportbranche nicht Halt gemacht. Gerade hier, an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Handel und Endverbraucher soll sie Verbesserungen schaffen. Der Fachkräftemangel soll durch fahrerlose Fahrzeuge ausgeglichen werden, das Personal kann sich in der Folge anderen Aufgaben widmen. Auch die Einschränkungen der gesetzlich erlaubten Arbeitszeit für Mitarbeiter fallen weg – durch autonomes Fahren sollen die Fahrzeuge lang über die für Menschen vorgesehene Dienstzeit hinaus arbeiten können. Bis zu vierundzwanzig Stunden, sieben Tage die Woche.
Mit der vorerst in Betracht gezogenen Teststrecke von der Autobahn bis zum Containerterminal soll über vier Jahre hinweg diese angestrebte Dauerlösung erprobt werden. Bisher erweist sich diese als durchwegs positiv und verzeichnet keine Zwischenfälle oder Komplikationen. Mit den ersten Maßnahmen zur Verbesserung soll es auch zu einer Ausweitung des Geländes kommen, sodass die autonomen Lastkraftwagen immer weitere Strecken ohne Fahrer zurücklegen können. Diese erfahren indes eine Erleichterung ihres bisherigen Arbeitsalltags.
Entgegen vieler Meinungen sollen autonome Fahrzeuge kein Personal ersetzen. Vielmehr dient es der langfristigen Ressourcenschonung durch Entlastung der Mitarbeiter. Aufgaben und Arbeitsplätze werden verlagert und es soll vermehrt zu Umschulungen kommen, nicht jedoch zu Kündigungen oder Entlassungen. Durch die mögliche Fernsteuerung der Fahrzeuge werden also nicht nur alternative Arbeitsplätze geschaffen; die Maßnahmen wirken sich auch auf das Sicherheitslevel aus. So sollen sie beispielsweise in der Lage sein, das Risiko von Personenschäden im Falle eines Unfalls zu reduzieren.
An den verschiedenen Tests beteiligt sind vier verschiedene Häfen im Norden Europas. Federführer ist das schwedische Unternehmen, ITS Norway; ein zur Gänze staatlicher Betrieb mit Hauptaugenmerk auf die Digitalisierung der landeseigenen Verkehrsnetze. Aber auch einige private Betriebe wie Gruber Logistics, DFDS, Moller Maersk oder einige Autohersteller haben sich diesem Vorhaben bereits angeschlossen.
Mit über 80% Prozent übernimmt die EU einen Großteil der Projektkosten in Form einer Förderung und leistet damit nicht nur einen Beitrag für eine fortschrittliche Union, sondern nimmt auch aktiv Anteil am Wirtschaftsgeschehen. Nicht nur binneneuropäisch – sondern mit Auswirkungen auf die globalen Warenlieferungen, die hinsichtlich seiner Umschlagzahlen über einen der größten Häfen der Welt abgewickelt werden.