Im Juli 2015 konnten sich der UN-Sicherheitsrat und Teheran in Wien einigen, dass der Iran zukünftig eine Nutzung seiner Atomtechnik ausschließlich zu zivilen Zwecken verfolgen wird. Ab diesem Moment konnten die seit Beginn des Jahrtausends verhängten westlichen Handels- und Finanzsanktionen schrittweise wieder aufgehoben werden.
Eine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft, denn vor dem Handelsembargo war Deutschland der stärkste Wirtschaftspartner des Iran. Zwischenzeitlich hat China diese Position besetzt. Im Oktober 2016 reiste Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel mit einer Wirtschaftsdelegation nach Teheran, um die Weichen für die erneute Aufnahme der bilateralen Beziehungen zu stellen. Ihm folgten bald die Ministerpräsidenten der Länder mit ebenfalls ausgewählten Vertretern aus Industrie und Wirtschaft.
Die Sanktionen haben ihre Spuren im Iran hinterlassen. Das Land benötigt dringend Investitionen. Allen voran muss die petrochemische Industrie wieder aufgebaut werden. Sie ist wichtigster Wirtschaftsfaktor, denn der Iran besitzt 10 Prozent des weltweiten Ölvorkommens. Aber auch weitere Wirtschaftszweige wie die Automobilproduktion, die Medizintechnik und auch die Konsumgüterindustrie sind zentral. Das Land hat einen enormen Nachholbedarf.
Deutsches Know-how ist im Iran besonders gefragt
Der VDMA, Verband des deutschen Anlagen- und Maschinenbaus, sieht gute Chancen für deutsche Unternehmen. Volker Treier, der Außenwirtschaftschef des DIHK, Deutschen Industrie- und Außenhandelskammertages, prognostizierte gleich nach der Wiener Einigung, dass sich die Exporte innerhalb von zwei Jahren verdoppeln können. Tatsächlich stiegen sie in 2016 zunächst nur um verhaltene 30 Prozent. Aber schon im September wuchsen sie um 80 Prozent an, so die Zahlen der Deutsch-Iranischen Handelskammer.
Auch für die Logistik sind die Perspektiven gut. Nicht nur, dass mit den wiederauflebenden Handelsbeziehungen auch der Güter- und Warenverkehr anwachsen wird, der Iran räumt dem Auf- und Ausbau seiner Infrastruktur höchste Priorität ein. Zahlreiche Projekte fokussieren den Ausbau des Schienenverkehrs und befinden sich bereits in der Planungs- und Startphase. „Das heute überwiegend noch einspurige Netz solle größtenteils zweispurig und weitgehend elektrifiziert werden“, sagt Robert Espey, der für die GTAI, Germany Trade & Invest, in der Golfregion beobachtet, gegenüber Logistik Heute. Bis zum Jahr 2020 will der Iran 9.000 Kilometer Schienenstrecke bauen und das auf der Schiene transportierte Frachtvolumen soll in diesem Zeitraum verdreifacht werden, auf über 90 Milliarden Tonnenkilometer, so Espey weiter.
Die deutsche Wirtschaft ist bereit und steht in den Startlöchern. Allein die europäischen Banken tun sich noch schwer, den Iran wieder in den internationalen Zahlungsverkehr zu integrieren. Hier muss erst noch das volle Vertrauen wiederhergestellt werden. Eine andere Voraussetzung für das Gelingen ist natürlich, dass der Iran bei seiner friedlichen Atomnutzung bleibt.
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